Zinskommentar: Nullzinspolitik der US-Notenbank treibt die nächsten Blasen

Nachdem die US-Notenbank auch diesen Monat die Leitzinsen nicht angehoben hat und zugleich in ihrer Rhetorik darauf schließen lässt, dass bei der Zinsentwicklung 2011 in 2010 kaum mit einer Anhebung zu rechnen ist, haben die Anleger ihre Investitionen in verschiedenen risikobehafteten Assetklassen nochmals verstärkt. Eigentlich wollen die Notenbanken mit Nullzinsen die Investitionstätigkeit der Unternehmen stützen und den Banken die Kreditvergabe leichter machen. Da derzeit aber aufgrund der schwachen Nachfrage niemand investiert und die Kreditnachfrage der Unternehmen folglich gering ist, bleibt dieses Ziel nur ein Nebenschauplatz. Der viel größere Effekt der Nullzinspolitik spielt sich auf der Anlageseite ab. Dort merken momentan Hunderte Millionen Sparer von den USA über Euroland bis nach Hongkong, dass sie für ihre kurzfristigen Geldanlagen bei Banken praktisch kaum Verzinsung bekommen. Wurde noch vor zwei Jahren das Parken von Liquidität mit 3 – 5% bezahlt, so haben die Leitzinssenkungen zu Einlagenzinsen geführt, die nur selten über 1% liegen. Damit wirken bei der Zinsentwicklung 2011 plötzlich lange Laufzeiten von Staatsanleihen, die zwar historisch gesehen extrem tiefe Zinsen bieten, mit 3 – 4% attraktiv. Unternehmensanleihen mit sehr schwacher Bonität sehen bei 5 – 6% plötzlich wie Schnäppchen aus. Und auch Aktienwerte, die Dividenden bezahlen, erscheinen als smartes Investment. In Hongkong haben mit demselben Argument Immobilienpreise im Jahr 2009 um 45% zugelegt. Damit bietet sich ein sonderbares Bild: In einer Welt, die gerade von der schlimmsten Finanzkrise seit 80 Jahren getroffen wurde, in der das Wirtschaftswachstum nur mit gigantischen staatlichen Rettungspaketen wieder in Gang gebracht werden kann, in der die Staaten tief in der Verschuldungsfalle sitzen, steigen sämtliche Anlageklassen gleichzeitig. Die krampfhafte Suche nach Rendite macht derzeit für die Risiken blind. Potentielle Kursverluste bei steigenden Zinsen oder fallenden Aktienkursen werden mit dem Argument der guten laufenden Verzinsung ausgeblendet. Den Notenbanken und Politikern kommt das nur recht. Vielleicht gelingt es ihnen im Zusammenspiel auf diese Weise, die Staatsschulden zu Tiefstzinsen in lange Laufzeiten zu übertragen und an der Börse notwendiges Eigenkapital zur Restrukturierung ganzer Branchen bei hohen Kursen zu erwerben. Wenn es dann am Ende sogar gelingen würde, die Wirtschaft wieder zum Wachsen zu bringen, wird Inflation aufkommen und Leitzinserhöhungen sind notwendig. Spätestens dann platzt die Blase am Rentenmarkt und auch der Aktienmarkt wird ebenfalls kräftig leiden. Den Preis zahlen dann wieder einmal die Investoren, die auf die vorausschauende Politik der Notenbanken vertraut haben.

Für Baufinanzierungskunden dagegen sind die aktuell tiefen Zinsen ein Segen. Wir befinden uns praktisch in allen Laufzeiten am untersten Ende der Bandbreite, die wir in den vergangenen 50 Jahren gesehen haben. Es kann daher kein Fehler sein, auf Sicherheit zu setzen und dieses Zinsniveau mit langfristigen Zinsbindungen abzusichern. Baufinanzierungskunden müssen in Zeithorizonten von 20 bis 30 Jahren denken, in denen sie monatliche Zahlungen leisten. Sie sollten sich deshalb auf keine Spekulation einlassen, wenn die Wahrscheinlichkeiten schief verteilt sind. Gefragt sind derzeit auch sogenannte Volltilger-Darlehen. Dabei steht über eine höhere laufende Tilgung schon heute eine Rate fest, die nach 20 oder 25 Jahren zur vollständigen Rückzahlung des Darlehens führt. Das Risiko, später zu deutlich höheren Zinsen eine Prolongation vornehmen zu müssen, wird damit bereits bei Abschluss ausgeschlossen. Grundsätzlich empfehlen wir bei diesem niedrigen Zinsniveau eine Tilgung von mindestens 2% zu wählen, damit die Gesamtlaufzeit des Darlehens überschaubar bleibt. Die Finanzierungsspezialisten der Interhyp können auf mehr als 250 Banken zugreifen und erarbeiten gerne eine individuelle Lösung für Sie. Zur Analyse der eigenen Situation und zur Beobachtung der Zinsentwicklung eignen sich auch die Zins-Charts und Tools auf der Interhyp-Website.

Tendenz
kurzfristig: seitwärts
mittelfristig: aufwärts

Quelle: Kommentar zur Zinsentwicklung 2011 und 2010 der Interhyp AG vom 26.03.2010

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