Zinsentwicklung 2011: Europas Kampf gegen das „Griechenland-Problem“

Was haben Griechenland, Pakistan und Ecuador gemeinsam? Nicht wirklich viel, bis auf die Tatsache, dass alle drei Staaten von der Ratingagentur Standard & Poor’s mit den schlechtesten Bonitätsnoten bewertet werden.

Für Griechenland ist das nur Ausdruck der Misere, mit der sich die europäischen Finanzminister aktuell wieder beschäftigen müssen. Im Streit um ein neues Rettungspaket zur Bekämpfung der Schuldenkrise gab es aber leider bisher noch keine Einigung. Die deutsche Position, die Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vertritt, beinhaltet eine starke Einbeziehung privater Investoren, also Banken, Versicherungen, Renten- und Pensionsfonds. Sie wird von vielen anderen Mitgliedstaaten nicht mitgetragen. Unterstützer der deutschen Ideen sind die Niederlande und Finnland – also Länder, in denen es, wie auch in Deutschland, zunehmend schwieriger wird, für neue griechische Hilfspakete parlamentarische Mehrheiten zu bekommen. Die Schuldenkrise droht aktuell, den Aufschwung in Deutschland zu gefährden. Die Pleite von Lehman Brothers im Jahr 2009 hat damals zu einem Wirtschaftseinbruch von ca. fünf Prozent geführt. Etwas Ähnliches muss heute unbedingt verhindert werden.

Die von Deutschland vorgeschlagene weiche Umschuldung sieht eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist griechischer Staatsanleihen vor. Dies würde deutliche Abschläge für die privaten Investoren bedeuten. Die meisten Experten befürworten diesen Vorschlag grundsätzlich, weil er vor allem die Steuerzahler entlastet. Trotzdem wollen viele lieber auf eine Freiwilligkeit der privaten Investoren setzen. Sie sehen bei erzwungenen Lösungen deutlich größere Risiken als Chancen für die Finanzmärkte. Griechenland könnte sich für geraume Zeit nicht mehr am Kapitalmarkt refinanzieren. Zudem könnte dieses Signal dazu führen, dass ein massiver Verkauf von Staatsanleihen anderer schwächelnder Euroländer erfolgen würde. Ob der deutsche Vorschlag nachhaltig der bessere ist, darf aber getrost bezweifelt werden. Die Handelsgewinne, die die deutschen Unternehmen durch den Euro erzielen, werden durch weitere Finanzhilfen zwar geschmälert. Aber auf Gewinne muss niemand völlig verzichten. Letztendlich werden die Gewinne deutlich größer sein als die Notzahlungen.

Die politische Unsicherheit in Bezug auf die Situation in Griechenland wird in den nächsten Wochen und Monaten weiter anhalten. Dies wird zu einem stark schwankenden Zinsmarkt 2011 führen. Wir gehen davon aus, dass es zu keiner Zahlungsunfähigkeit von Griechenland kommen wird, da dies nicht absehbare Folgen für weitere Euroländer und den Euro als Ganzes hätte. In den nächsten Monaten werden für das Zinsniveau 2012 daher wieder die inflationären Tendenzen weltweit und in Europa in den Fokus rücken. Die EZB wird weitere Zinsanpassungen vornehmen, und das Gesamtniveau der Zinsen wird steigen.

Für den Baufinanzierungskunden bedeutet dies jetzt, die noch günstige Zinssituation zu nutzen und mit möglichst langen Vereinbarungen zu binden. Grundsätzlich ist auf Basis der niedrigen Zinsen eine höhere Tilgung empfehlenswert. Für Kunden, die sich dies heute nicht leisten können, gibt es aber auch sehr gute weitere Optionen: Viele Finanzierungsanbieter ermöglichen es heute, den Tilgungssatz während der Zinsbindung zu wechseln, also auch zu erhöhen. Zusätzlich besteht natürlich die Möglichkeit, individuell und je nach Möglichkeit, neben dem Darlehen zu sparen. Der gute alte Bausparvertrag bietet sich hierfür an, besonders wegen der aktuellen Niedrigzinstarife. Ihr Finanzierungsspezialist empfiehlt Ihnen gern die für Sie passende Kombination. Sprechen Sie uns gern an.

Zinsprognose:
Kurzfristig: schwankend seitwärts
Langfristig: steigend

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