Zinskommentar von Dr.Klein: EZB verändert die Leitzinsen im Euroraum nicht

Es zeigen sich zwischen der US-Notenbank (FED) und der Europäischen Zentralbank (EZB) immer mehr deutliche Differenzen beim Umgang mit der weltweiten Finanzkrise. Ben Bernanke, Präsident der FED, verteidigt gut ein Jahr nach Ausbruch der Krise an den Kreditmärkten den Zinssenkungskurs der amerikanischen Notenbank. Er glaubt, dass die Inflation, die sich momentan auf einem Rekordniveau befindet, ab Ende 2008 moderater verlaufen werde. Für die FED stehen weiterhin die Risiken für die Konjunktur und die Finanzmärkte im Mittelpunkt der Arbeit. Hier schätzt sie die Wahrscheinlichkeit einer Verlangsamung der Wirtschaft weiterhin als hoch ein. Das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung hat sich im August allerdings stark verbessert.

Die EZB hat sich als Hauptaufgabe gesetzt, mittelfristig die Preisstabilität zu gewährleisten. Anders als die FED hatte die EZB bisher trotz schwachen Wachstums keine Leitzinssenkungen durchgeführt um die Inflation nicht weiter anzuheizen. Der Präsident der EZB Jean-Claude Trichet erklärte kürzlich, dass die EZB weiterhin versucht, den Markt zu korrigieren und bislang die richtigen Entscheidungen getroffen wurden.

Bereits im Vorfeld der heutigen Entscheidung der EZB, die Leitzinsen im Euroraum nicht zu verändern, hatte EZB-Ratsmitglied Axel Weber geäußert, dass man sich nicht auf die Geldpolitik allein verlassen sollte, sondern vor allem die regulatorische Seite im Auge behalten muss. Bei einer Erholung der Konjunktur dürften die Leitzinsen seiner Meinung nach angehoben werden. Diese Erholung erwartet Weber am Ende dieses Jahres und zu Beginn des kommenden Jahres. Die Inflation im Euroraum wird seinen Erwartungen nach, wegen des schwachen Wachstums nicht im ausreichen Umfang zurückgehen.

Einige Notenbanken, wie die FED und die EZB, planen Medienberichten zufolge gravierende Änderungen ihrer Regeln, um so in künftigen Krisen ein Austrocknen des Geldmarktes zu verhindern. Die Zentralbanken ziehen mit ihren Plänen weitreichende Konsequenzen aus der aktuellen Finanzkrise. So sollen europäische Banken zum Beispiel auch dann Geld von der FED erhalten, wenn sie dafür Wertpapiere hinterlegen die auf Euro lauten. Bislang akzeptieren die Notenbanken nur Sicherheiten in eigener Währung. Dies sei ein wichtiger Grund für die seit Monaten angespannte Lage in Teilen des Geldmarkts. Seit Ausbruch der Finanzkrise drohte der Markt mehrmals auszutrocknen, da sich die Banken weniger Vertrauen schenken und untereinander weniger Geld leihen.

Diese Gesamtkonstellation hat auf die Baugeldzinsen momentan gleich mehrere Auswirkungen. Zum einen ist ein Anstieg der Risikoaufschläge zu verzeichnen. Zum anderen beenden viele Banken ihre Aktionen, bei denen Forward-Darlehen ohne Aufschläge zu erhalten waren. Im Realkreditbereich (ca. 54 Prozent des Kaufpreises) bieten die Banken den Top-Zins ohne Aufschläge an. Dieser ist momentan sehr stabil. In den meisten Fällen wird jedoch eine höhere Finanzierung benötigt (durchschnittlich 80 Prozent des Kaufpreises), hier müssen vom Darlehensnehmer Aufschläge gezahlt werden. Diese Aufschläge werden zurzeit von immer mehr Banken erhöht. Somit wird die Finanzierung für alle Baugeldinteressenten teurer, die über einen geringen Eigenkapitalanteil verfügen. Die Entwicklung dürfte in der Zukunft weitergehen.

Daher unser Tipp für alle Erstfinanzierer: Sichern Sie sich jetzt die günstigen Zinsen!

Momentan sind bei Forward-Darlehen die Aufschläge noch gering, doch die Wahrscheinlichkeit für einen Anstieg in der nahen Zukunft ist groß. Daher unser Tipp für alle Darlehensnehmer, bei denen in den nächsten fünf Jahren eine Unfinanzierung ansteht: Sichern Sie sich jetzt die noch günstigen Forward-Konditionen und vermeiden Sie so eine teure Prolongation zu einem späteren Zeitpunkt.

Tendenz

Kurzfristig: schwankend
Langfristig: steigend

Quelle: Zinskommentar von Dr.Klein auf www.zinsentwicklung.de

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