Zinsentwicklung 2012: Der europäische Ton verschärft sich

„Simples Denken“ und „uneuropäisches“ Verhalten wirft Luxemburgs Ministerpräsident und Chef der Euro-Gruppe Jean-Claude Juncker der deutschen Bundesregierung vor. Diese befürchtet, dass gemeinsame Staatsanleihen der Euro-Länder Deutschland Milliarden kosten könnten. Deshalb lehnt sie diese strickt ab.

Was steckt hinter der gar nicht so neuen Euro-Bond-Idee? Eigentlich ist es eine simple Kalkulation. Ein großer Anteil der nationalen Schuldenfinanzierungen ginge auf Europa über. Dadurch, dass die Euro-Länder zusammen stärker sind als jedes für sich allein, ist auch ihre Kreditwürdigkeit gemeinsam höher. Die Krisenländer müssten beim Euro-Bond niedrigere Zinsen zahlen als heute und könnten sich wieder zu günstigen Konditionen Geld beschaffen. Die Gefahr eines akuten Liquiditätsmangels bestünde für diese Länder nicht mehr.

Für Deutschland hingegen sähe die Situation ganz anders aus. Dank jahrelanger Reformen steht die Republik so gut da wie lange nicht mehr. Sie ist kreditwürdiger als die anderen Euroländer und bekommt daher ihre Kredite auch billiger als die anderen. Mit der Euro-Anleihe wäre dieser Vorteil dahin.

Zusätzlich fehle nach Meinung von Experten durch die Umsetzung dieser Maßnahme den betroffenen Mitgliedstaaten der Anreiz, ihre eigene Haushaltspolitik zu ordnen, da die Möglichkeiten zur Kreditaufnahme steigen und die Zinsen tendenziell sinken dürften.

Der in dieser Woche anstehende EU-Gipfel wird hoffentlich eine klare Marschroute für den neuen Stabilitätsmechanismus in Europa entwerfen. Ob sich die Bundesregierung mit ihrer starren Haltung durchsetzten wird, bleibt abzuwarten.

Die US-Notenbank (Fed) hat in dieser Woche angekündigt, dass sie in den nächsten Wochen Anleihen im Volumen von 105 Milliarden US-Dollar kaufen wird. Dies ist Teil der Anfang November beschlossenen zweiten Runde einer geldpolitischen Lockerung durch die Fed. Ziel ist es unter anderem, den Außenwert des Dollars zu schwächen und dadurch den Export zu unterstützen. Die strukturellen Probleme der amerikanischen Wirtschaft werden dadurch aber nicht behoben. Die US-Industrie hat z.B. in der Stahlindustrie oder im Fahrzeugbau den Anschluss an die Weltspitze verloren und dadurch Millionen von Arbeitsplätzen im eigenen Land abgebaut. Weder renommierte High-Tech-Unternehmen noch der florierende Dienstleistungssektor können diese Verluste ausgleichen. Der US-Arbeitsmarkt kommt nur schwer wieder auf die Beine.

Die aktuellen Unsicherheiten in Europa und den USA bezüglich der Zinsentwicklung 2012 spiegeln sich auch in den Riskoaufschlägen deutscher Anleihen wider. Sinkende Zinsen gehören der Vergangenheit an und das Zinsniveau 2012 wird vermutlich höher sein. Wir gehen von aus, dass es jetzt zu weiteren Zinssteigungen kommen wird. Dieser Entwicklung konnten sich auch unsere Finanzierungspartner nicht entziehen und wir mussten in den letzten Wochen zum Teil sehr deutliche Zinsanhebungen beobachten. Wir raten aufgrund der oben beschriebenen Situation nicht dazu, auf fallende Zinsen zu spekulieren. Das aktuelle Zinsniveau ist nach wie vor historisch günstig und wir empfehlen Ihnen, einen möglichst großen Betrag über einen langen Zeitraum zu binden. Dies können 20, 25 oder 30 Jahre sein. Aufgrund der heute üblichen Optionen wie Sondertilgungsrecht und Tilgungssatzwechsel sowie dem gesetzlichen Kündigungsrecht sind solche Finanzierungen sehr flexibel und können sich einfach an Ihre geänderten persönlichen Verhältnisse anpassen. Eine Mindesttilgung von 2 Prozent sollten Sie immer berücksichtigen. Welche Kombination für Sie die richtige ist, analysiert gern einer unserer Baufinanzierungsexperten mit Ihnen. Sprechen Sie uns an!

Tendenz:
Kurzfristig: steigend
Langfristig: steigend

Quelle: Kommentar zur Zinsentwicklung 2012 der Dr. Klein & Co. AG vom 16.12.2010

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