Internet-Energieausweise erschreckend schlecht

Bereits im Frühjahr 2008 hatte die Verbraucherzentrale NRW Anbieter von Online-Energieausweisen getestet. Nach dem damals erschreckenden Ergebnis führte das Institut nun einen weiteren Test durch . Doch das ernüchternde Ergebnis des Checks von 88 Plattformen durch die Verbraucherzentrale NRW – die Onlineanbieter von Energieausweisen bieten im Internet ungültige Dokumente feil. Umso niederschmetternder, weil die Verbraucherschützer die Aussteller nach einem ersten verpatzten Test im Frühjahr 2008 aufgefordert hatte, die mangelhafte Erfassung wichtiger Merkmale nachzubessern, um – wie gesetzlich vorgeschrieben – auch Empfehlungen zur Gebäudemodernisierung geben zu können.

Wie sahen die Ergebnisse im Detail aus?

Nachdem die Verbraucherzentrale NRW Online-Anbieter daraufhin aufgefordert hatte, die Datenabfrage zum Ernergieausweis qualitativ zu verbessern, stellte sie im Oktober die Verbrauchsausweise via Internet erneut auf die Probe. 88 der insgesamt 97 Portale aus der ersten Stichprobe boten weiterhin Energieausweise im World Wide Web an. Doch ihre Hausaufgaben in Sachen gesetzeskonformer Ausstellung hatten nur wenige gemacht: Nicht einmal 20 % der Onlineanbieter fragte auch beim zweiten Test alle 14 Pflichtdaten des Energieausweises ab, die zur Ausstellung eines formal korrekten Energiepasses notwendig wären.

Insbesondere beheizte Kellerflächen (19 Prozent der Anbieter), längere Leerstandszeiten (14 Prozent) oder die genauen Verbrauchszeiträume (11 Prozent) als wichtige Faktoren zur Ermittlung des Energiekennwerts beachteten die Anbieter nicht.

Auch die Fragen nach einer nachträglich Dämmung des Gebäudes oder ob die Heizungsanlage erneuert wurde wurden von einem Drittel der Internetseiten auch beim Nach-Check immer noch nicht ab. Und das, obwohl diese Angaben zum baulichen Zustand des Gebäudes wichtige Größen sind, um die Plausibilität der vom Eigentümer übermittelten Daten zu überprüfen und sinnvolle Maßnahmen zur energetischen Sanierung vorzuschlagen – und Aussteller der Energieausweise hierzu ausdrücklich verpflichtet sind. Weil Modernisierungen im Altbau immer möglich sind, sind diese Energieausweise nicht zu gebrauchen, raten die Energiefachleute der Verbraucherzentrale NRW zur Vorsicht. Ihre Empfehlung lautet, nur solche Energieverbrauchsausweise online zu ordern, die neben der genauen Erfassung des Energieverbrauchs auch den baulichen Zustand des Gebäudes sowie die Art der Heizungstechnik abfragen. Zudem sollte ein Foto des Gebäudes – per Post oder online übermittelt – im Energieausweis Platz finden.

Zur Gesetzeslage und Hintergrund:

Seit 1. Juli 2008 muss für Gebäude die vor 1965 gebaut wurden ein Energieausweis vorgelegt werden, wenn sie verkauft oder neu vermietet werden. Steckbriefartig wird in diesen Energiepässen über den Energiestandard eines Gebäudes informiert, damit es Miet- und Kaufinteressenten nun leichter haben, den Heizenergiebedarf des neuen Domizils abzuschätzen. Zahlreiche Aussteller bieten im Internet Plattformen mit Eingabemasken, mit deren Hilfe Energieausweis-Interessenten die notwendige Daten zur Erstellung von Verbrauchsausweisen selbst übermitteln können.

Ein erster Test der Verbraucherzentrale NRW von Eingabemasken und Datenblättern bei 97 Online-Anbietern von Energieausweisen hatte im Frühjahr 2008durchweg ein „mangelhaft“ erbracht: Lediglich ein Aussteller fragte alle 14 Pflichtdaten von den Kunden ab. Dafür hatten 40 Prozent die für die Ermittlung des Energiekennwerts wichtigen Faktoren wie Kellerbeheizung und Leerstände außen vor gelassen. Und bei 20 Prozent der untersuchten Online-Angebote musste der Besteller keine Angaben über die Warmwasserversorgung des Gebäudes machen – gleichwohl dies für einen Energiepass verpflichtend vorgeschrieben ist.

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