Euro-Zinsen bewegen sich vorerst seitwärts

Wieder einmal richten sich die Augen der Investoren am Zinsmarkt auf die Bewegungen in den USA. Dort zeichnen die aktuellen Konjunkturdaten ein sehr schwaches Bild, da besonders die private Konsumnachfrage als Folge der Immobilienkrise und der Stagnation am Arbeitsmarkt in den letzten Monaten rückläufig ist. Weil der Konsum für fast 70% der US-Wirtschaftsleistung verantwortlich ist, kann diese Schwäche auch nicht von der stärkeren Export-Performance, die vom bis vor kurzem extrem schwachen Dollar profitiert hat, aufgefangen werden. Da fallende Rohstoff- und Energiepreise auch eine Entlastung an der Inflationsfront für 2009 andeuten, sinkt derzeit die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank die Leitzinsen von derzeit 2,0% anheben muss. Bis zum Jahresende ist daher sicher nicht mit höheren Leitzinsen zu rechnen, was wiederum die langfristigen Kapitalmarktzinsen niedrig hält. Das hat auch einen positiven Einfluss auf die Zinsentwicklung in Euroland, obwohl hier die Dinge doch etwas anders zu sehen sind. Auch wenn die Konjunktur in fast allen europäischen Ländern zuletzt unter Druck gekommen ist, hat die Europäischen Zentralbank (EZB) noch keine Entwarnung beim Inflationsdruck gegeben und wird daher so lange wie möglich die Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau von 4,25% halten, um Stabilität zu erzielen. Es wird sich zeigen, wie nachhaltig die derzeitig starken Preisrückgänge an den Energie- und Rohstoffmärkten sind und inwieweit damit der Inflationsdruck wieder aus dem System geht. Für die nächsten Monate jedenfalls erwarten wir noch kein Nachgeben der EZB. Bei den Kapitalmarktzinsen rechnen wir vorerst mit einer Seitwärtsbewegung auf dem aktuellen Niveau.

Sicherlich bleibt es für Baufinanzierungskunden weiterhin empfehlenswert, jetzt die aktuellen tieferen Zinsen zu nutzen und mit langen Zinsbindungen für Sicherheit zu sorgen. Die Zinskurve über die Laufzeiten ist derzeit sehr flach und das bedeutet, dass der Aufpreis für Kalkulationssicherheit recht niedrig ist. Besonders für Anschlussfinanzierer ergeben sich durch den Wegfall der Forward-Aufschläge bei einigen Anbietern ausgezeichnete Möglichkeiten, jetzt schon zum Nulltarif die ablaufenden Zinsbindungen der nächsten fünf Jahre abzusichern. Wenn man bedenkt, dass die Inflationsrate bei 4,0% liegt und Banken derzeit bis zu 5,0% auf Kundeneinlagen anbieten, wird deutlich, dass Baugeld zu ähnlichen Zinssätzen mit langen Laufzeiten sehr attraktiv ist. Mieter müssen vor dem Hintergrund höherer Inflationsraten und stark gestiegener Neubaukosten in den nächsten Jahren mit Mietpreissteigerungen rechnen und sollten sich nicht von der stabilen Entwicklung der vergangenen zehn Jahre blenden lassen. Diese waren historisch gesehen höchst untypisch und das Resultat eines Überangebotes aus den frühen 90er Jahren und historisch niedriger Inflationsraten. Der Inflationstrend hat aber gedreht. Kombiniert mit den günstigen Finanzierungschancen bieten sich daher sehr gute Einstiegsgelegenheiten am Wohnimmobilienmarkt. Darüber sollte jeder Mieter intensiv nachdenken.

Tendenz
kurzfristig: seitwärts
mittelfristig: aufwärts

Robert Haselsteiner
Gründer und Vorstand der Interhyp AG

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