Zinsentwicklung 2013: Quo Vadis Spanien?

Spanien stellt den Euro auf die Probe
Noch vor zwölf Monaten konnte sich Spanien seine Situation schön reden und mit erhobenem Zeigefinger die Missstände in Griechenland und auch beim großen Mittelmeer-Partner Italien anprangern. Schließlich war doch Spanien bis 2010 von den Ratingagenturen mit einem AAA bewertet worden und viele angeblich fachkundige Kommentatoren betonten immer wieder die konservative Ausrichtung der spanischen Banken und die perfekte Kontrolle durch die spanische Zentralbank. Dramatisch steigende Arbeitslosigkeit, ein Desaster am spanischen Immobilienmarkt, die schlechte Wirtschaftsstruktur und eine hohe Überschuldung der privaten Haushalte wurden völlig unterschätzt. Doch jetzt sind die Dämme der Glaubwürdigkeit gebrochen. Die Vorgänge um die Verstaatlichung der Großbank Bankia, selbst ein relativ neues Gebilde aus der Fusion mehrerer Großsparkassen, haben den wahren Zustand der spanischen Bankenlandschaft aufgezeigt: überall faule Kreditengagements im Immobiliensektor und bei Unternehmen Bilanztricksereien, um uneinbringliche Forderungen an Immobiliengesellschaften als werthaltige Firmenbeteiligungen darzustellen. Schwere Verfehlungen der Bankenaufsicht, die zusah, als aus einer angeblich gesunden Bankengruppe in kürzester Zeit ein Rettungsfall über 20 Mrd. Euro wurde. Die spanische Regierung Rajoy scheint heillos überfordert zu sein und beginnt, großen Druck Richtung Berlin und Washington aufzubauen. Wieder einmal soll Deutschland mehr für die Rettung tun und der IWF gleich dazu. Am besten soll das Geld gleich an die Banken fließen, damit der Staat sich nicht die Blöße des Rettungsschirmes geben muss. Die Ereignisse der vergangenen Wochen in Spanien zeigten leider auf: Griechenland ist überall – Misswirtschaft, viel zu lange Ignoranz der tatsächlichen Lage und die Hoffnung auf Hilfe von anderen. Dass fast ganz Europa inzwischen glaubt, Eurobonds könnten eine Lösung des Problems sein, zeigt nur die Entrücktheit der handelnden Politiker. Die gesamte Konstruktion des Euros ist nicht mehr haltbar und nicht nur Griechenland und Portugal, sondern auch Spanien wird mittelfristig außerhalb des Euro saniert werden müssen. Das Schicksal Italiens ist noch nicht klar. Zwar hat das Land eine hohe Staatsverschuldung, aber die Bevölkerung ist vermögend und die Wirtschaftskraft um vieles stärker als die in Spanien. Vorerst stehen also die Zeichen für Italien auf grün.

Zeigt sich eine Euro-Dämmerung?
Die Investoren am Zins- und Devisenmarkt zeigen schon seit Monaten den Trend auf: Sie flüchten in deutsche Staatsanleihen ohne Verzinsung, um bei einem Auseinanderbrechen des Euro in der D-Mark zu sein. Sie verkaufen Euro gegen alles andere, obwohl im Euro natürlich auch die D-Mark steckt, die sie doch so gerne hätten. Leicht vorzustellen, wo ein Euro ohne D-Mark Anteil heute handeln würde. Sicher weit unter 1:1 gegen den US-Dollar. Je schneller den Politikern klar wird, dass Spanien im Euro nicht saniert werden kann, desto besser. Dann wird man sich endlich über die wahren Konstruktionsfehler des Euros unterhalten. Griechenland konnte man bisher leicht als Sonderfall abtun. Spanien zeigt dagegen, dass das Experiment Euro in der bisherigen Form vor dem Scheitern steht. Abwertungen müssen für chronisch schwache Länder wieder möglich sein. Nur wenn diese Länder nachhaltig ihre Strukturen verändern und wettbewerbsfähig werden, können, sie nach einer Quarantänezeit wieder in den Währungsverbund. Wenn das die Regierungen nicht bald erkennen, droht entweder die große Transferunion zulasten Deutschlands, was nicht lange gut gehen wird. Oder das völlige ungeordnete Chaos, weil die Märkte den Politikern die Entscheidungen abnehmen werden.

Jetzt auch bei Immobilien auf Qualität achten!
Für Baufinanzierungskunden in Deutschland bleibt das Traumumfeld vorerst bestehen. Historisch tiefe Zinsen und steigende Immobilienwerte. Aber Vorsicht: Gerade in den deutschen Boom-Städten sind schon wieder diejenigen unterwegs, die die Suche der Leute nach einem sicheren Hort für ihr Geld ausnutzen. Immobilien mit schlechter Substanz und schlechter Lage werden auch in einem Boom-Markt nicht besser. Qualität mag zwar im ersten Moment teuer erscheinen – wird aber auch den Wert besser halten.

Quelle: Kommentar zur Zinsentwicklung 2013 der Interhyp AG vom 01.06.2012

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