Die Notenbanken sind für die Zinsentwicklung 2010 gefragt

Die Zins- und Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche wieder stärkere Schwankungen gezeigt und sehr nervös gehandelt. Die enorme Liquidität, die im Markt vorhanden ist, treibt vorerst alle Anlageklassen: Anleihe-, Aktien-, Rohstoff- und Goldkurse steigen. Natürlich findet sich auch für jede dieser Bewegungen eine schlüssige Argumentationskette, aber der Verdacht bleibt, dass viele Anlageentscheidungen nicht auf Vernunft basieren, sondern von technischen Faktoren getrieben werden, die ihre Ursache in der Null-Zins-Politik der Notenbanken haben. So führt die Tatsache, dass derzeit für kurzfristige Geldmarktanlagen praktisch keine Zinsen mehr zu erhalten sind, dazu, dass Investoren immer längere Zinsbindungen kaufen und wie wild Unternehmensanleihen einsammeln – und das bei extrem tiefen Langfristzinsen. Gleichzeitig kaufen Anleger Aktien, weil sie sich dort Dividenden versprechen, die attraktiver sind als Festgeldkonditionen unter einem Prozent. Die Notenbanken haben durch ihre Nullzinspolitik damit schon wieder einmal sicher gestellt, dass Investoren weltweit Risiken eingehen, die sie nicht verstehen und tragen können. So wie schon in jeder Krise der letzten 15 Jahre, von der Russland- über die Asienkrise und New Economy Blase bis zur jetzigen US-Immobilienmarkt- und Bankenkrise mussten es immer Leitzinssenkungen richten. Jetzt sind wir aber bei Nullzinsen angelangt und wenn die Notenbanken nicht die Kontrolle mittelfristig verlieren wollen, dann werden sie schon in den nächsten Monaten anfangen müssen, die Ãœberschussliquidität wieder einzusammeln, die Leitzinsen hoch zu nehmen und damit für 2010 ein steigende Zinsentwicklung in Kauf zu nehmen. Die Politik wird dagegen wettern, weil diese Maßnahmen zu Korrekturen an den Aktienmärkten und am Rentenmarkt führen werden. Behalten die Notenbanken aber die Nullzinspolitik zu lange bei, werden die nächsten spekulativen Blasen entstehen und es wird dann kein Spielraum mehr da sein, die Konsequenzen über Zinspolitik aufzufangen. Gerade in Bezug auf die Zinsentwicklung 2010 stehe die Präsidenten der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank, Ben Bernanke und Jean-Claude Trichet, vor den entscheidensten Wochen ihrer Karrieren.

Quelle: Kommentar zur Zinsentwicklung 2010 der Interhyp AG

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