Zinsprognose 2013 – wann handelt die EZB?

Von Anfang bis Mitte September sind die Zinsen für 10-jährige Annuitätendarlehen um ca. 0,20 Prozentpunkte gestiegen. Zwischen Mitte September und Mitte Oktober verminderte sich das Zinsniveau 2013 hingegen und erreichte fast den Stand von Anfang September.

Hintergrund ist, dass der Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), Staatsanleihen kriselnder europäischer Staaten in unbegrenztem Umfang zu kaufen, bisher noch keine Taten folgten. Als Bedingung für den Ankauf müssen diese Staaten harte Spar- und Reformauflagen der EZB, der Europäischen Union (EU) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) akzeptieren. Keiner der führenden Politiker der kriselnden Länder (aktuell z. B. Spanien) ist bisher bereit, diesen Institutionen ein Mitspracherecht in der eigenen Finanz- und Wirtschaftspolitik einzuräumen und die eigene Souveränität einzuschränken.
Der neu eingeschlagene Weg der EZB und die Frage, ob dies langfristig zu mehr Inflation in der EU führen wird, stand in den letzten Wochen erneut im Mittelpunkt der wirtschaftspolitischen Diskussion: Die EZB verneint dies weiter vehement. Ihrer Meinung nach verfügt sie über geeignete Maßnahmen, um dem Kapitalmarkt Liquidität zu entziehen, sollte es zu einem umfassenden Anleihenaufkaufprogramm kommen. Kritiker der neuen EZB-Maßnahme werfen der EZB hingegen vor, ein mögliches Inflationspotential zu unterschätzen. Einig sind sich beide Gruppen jedoch darin, dass die Politiker der kriselnden EU-Länder deutlich mehr Reformanstrengungen unternehmen müssen als dies derzeit der Fall ist. Denn eine wachsende Wirtschaft ist neben Spar- und Reformanstrengungen der Schlüssel zur Überwindung der Staatsschuldenkrise in Europa.

„Wir gehen nach wie vor von einer langfristig steigenden Zinsprognose 2013 aus, wenn die EZB erst einmal beginnt, im großen Stil Anleihen aufzukaufen“, sagt Stephan Gawarecki, Vorstand der Dr. Klein & Co. AG, und empfiehlt besonders Kunden, die in den nächsten zwei bis drei Jahren eine Anschlussfinanzierung benötigen, sich das derzeitig sehr günstige Zinsniveau zu sichern, um einem steigenden Zinsniveau 2013 zu entgehen. Unabhängig davon, ob Kunden eine Anschlussfinanzierung benötigen oder Kaufen bzw. Bauen ist es dabei immer wichtig, mehr als die von vielen Banken geforderte Mindesttilgung von 1% zu vereinbaren, um schneller schuldenfrei zu sein.
Hierzu ein Rechenbeispiel: Schließt ein Kunde heute ein Darlehen mit 10 Jahren Zinsbindung, einem Sollzinssatz von 2,6 Prozent, einer Tilgung von 1% und einer durchschnittlichen Darlehenssumme von 150.000 Euro ab, ist das Darlehen nach knapp 49 Jahren vollständig zurückbezahlt. Dies gilt unter der vereinfachenden Annahme, dass der Kunde keine Sondertilgungen leistet und sich das Zinsniveau von 2,6 Prozent über die gesamte Darlehenslaufzeit nicht ändert. Tilgt der Kunde unter gleichen Bedingungen mit 2 % ist er nach ca. 32 Jahren schuldenfrei. Bei einer 3-prozentigen Tilgung gehört dem Kunden sein Eigenheim bereits nach 24 Jahren vollständig.

Quelle: Kommentar zum Zinsniveau 2013 der Dr. Klein & Co. AG vom 15.10.2012 veröffentlicht auf Zinsentwicklung.de

Die Kommentare sind geschlossen.