Zinsentwicklung: Alle blicken auf China

Innerhalb von weniger als zehn Jahren hat sich China von einem Wachstumsmarkt mit Phantasie zum praktisch entscheidenden Spieler für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft gewandelt. Ausschlaggebend für diese rasante Entwicklung sind zwei Phänomene. Erstens: Der Zusammenbruch des amerikanischen Konsumwunders unter der schweren Last einer dramatischen Überschuldung der privaten Haushalte – großteils basierend auf der Illusion immer weiter steigender Immobilienpreise. Derzeit liegt der amerikanische Konsument auf der Intensivstation und wird nach seiner Entlassung nie mehr so dynamisch laufen wie vor seinem Zusammenbruch. Zweitens: Die Dynamik in Europa, die seit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor 20 Jahren als große Aufholbewegung eingesetzt hat, ist zum Erliegen gekommen. Die Vorteile der durch den Euro ausgelösten Zinskonvergenz zum tiefen Deutschland-Niveau und die EU-Förderungen für die Randländer sind längst konsumiert. Es stellt sich heraus, dass viel Wachstum vorfinanziert wurde, die Schuldner jetzt aber nicht bezahlen können. Griechenland und die baltischen Staaten dienen als erste drastische Beispiele. Kein Wunder also, dass sich alle plötzlich freuen, dass China seinen über den Exportboom der vergangenen zehn Jahre aufgebauten Überschuss in Form von riesigen Konjunkturpaketen einsetzt und damit wieder Wachstumszahlen von 11-12% liefert. Diesmal aber nicht über den Export, sondern über öffentliche Investitionen und einen steigenden privaten Konsum. Zur Freude europäischer und amerikanischer Unternehmen, die einen wahren Auftragsboom aus China verzeichnen. Und China saugt wie nie zuvor aus aller Welt Rohstoffe an, so dass es zur treibenden Kraft hinter der positiven Konjunkturentwicklung in Brasilien, Kanada, Australien und sogar Afrika geworden ist. Auch diese Länder hängen längst am Tropf Pekings. Ganz nebenbei ist China inzwischen auch zum größten Gläubiger der Welt geworden. China hält die meisten US-Staatsanleihen und hat damit hohes Interesse daran, dass die USA seine Schulden auch bedienen kann. Leben und leben lassen ist daher die Devise. Was hat das alles mit der Zinsentwicklung für 2010 und 2011 zu tun? Gelingt die Feinsteuerung, dass im Zusammenspiel zwischen China, USA und Europa mit Hilfe der chinesischen Lokomotive der gesamte Zug wieder ordentliche Fahrt aufnimmt und die Lokomotive selbst dabei nicht überhitzt, so haben die Notenbanken eine Chance, die Leitzinsen ohne großen Schaden von 2011 an anzuheben und wieder normale Zustände an den Zinsmärkten herbeizuführen. Aber es gibt auch zwei nicht so schöne Szenarien: Übernimmt sich China und die China-Blase platzt so wie andere Blasen zuvor, wird es zu neuen drastischen Verwerfungen kommen. Diese können für die USA und Europa in Deflation, aber auch in Stagflation enden. Während Deflation für noch tiefere Langfristzinsen spricht, bedeuten die beiden anderen Szenarien leicht bis deutlich höhere Zinsen. Wer daher die aktuell extrem tiefen Konditionen für lange Zinsbindungen nicht nutzt, sondern auf noch tiefere Zinsen spekuliert, setzt auf das Deflationsszenario. Nicht umsonst blicken alle nach China. China ist der einzige wirklich fitte Spieler auf dem Spielfeld. Die USA und Europa sind so angeschlagen, dass sie momentan nicht aktiv ins Spiel eingreifen können.

Angesichts der skizzierten Szenarien empfehlen wir weiterhin, zumindest einen großen Teil der Finanzierungssumme über lange Zinsbindungen festzuschreiben und damit für Kalkulationssicherheit zu sorgen. Gefragt sind derzeit zum Beispiel sogenannte Volltilger-Darlehen. Dabei steht heute schon eine Rate über eine höhere laufende Tilgung fest, die nach 20 oder 25 Jahren zu vollständigen Rückzahlung des Darlehens führt. Das Risiko später zu deutlich höheren Zinsen eine Prolongation vornehmen zu müssen, wird damit schon heute ausgeschlossen. Grundsätzlich empfehlen wir, bei diesem niedrigen Zinsniveau eine Tilgung von mindestens 2% zu wählen, damit die Gesamtlaufzeit des Darlehens überschaubar bleibt. Die Finanzierungsspezialisten bei Interhyp können auf mehr als 250 Banken zugreifen und erarbeiten gerne eine individuelle Lösung. Zur Analyse der eigenen Situation und zur Beobachtung der Zinsentwicklung eignen sich auch die Zins-Charts und Tools auf der Interhyp-Website.

Tendenz
kurzfristig: seitwärts
mittelfristig: aufwärts

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