Zinsentwicklung 2015: Neues Jahr, neue Tiefstände

?Bestkonditionen für Baugeld liegen unter 1,5 Prozent
?Zinsniveau 2015: Zinsen seit Oktober um 0,4 Prozentpunkte gesunken
?Grexit und Deflationsangst stellen EZB vor Herausforderungen

Michiel Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG: „Das neue Jahr ist für Immobilienkäufer finanzierungsseitig unter guten Vorzeichen gestartet. Die Zinsen für Darlehen sind in den letzten Dezemberwochen weiter gesunken, sie haben allein seit Oktober 2014 um rund 0,4 Prozentpunkte nachgegeben. Die Bestkonditionen für Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung liegen bei unter 1,5 Prozent. Wie preiswert Immobilienkäufer finanzieren können, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. 1980 lagen die Zinsen bei über neun Prozent. Immobilienkäufer sind in jedem Fall gut beraten, das jetzige Zinstief für eine erhöhte Anfangstilgung zu nutzen.“

Auch im neuen Jahr bleibt es an den Finanzmärkten und bei der Zinsprognose 2015 spannend – und somit für Immobilienkäufer, die Fremdkapital benötigen. Denn: Zu welchen Zinsen hierzulande ein Darlehen aufgenommen werden kann, hängt maßgeblich von den deutschen Pfandbriefrenditen ab, deren Entwicklung unter anderem von der Konjunktur sowie der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflusst wird.

Wird es der EZB gelingen, eine europaweite Deflation zu verhindern und die Inflation in die Nähe des selbst gesteckten Zieles von zwei Prozent zu treiben? Und: Zu welchen Mitteln müssen und werden die Währungshüter greifen, nachdem die Senkung der Leit- und Einlagezinsen auf historische Tiefststände im Jahr 2014 nicht zum erhofften Erfolg geführt haben? Spätestens am 22. Januar, wenn die EZB zu ihrer fortan nur noch alle sechs Wochen stattfindenden geldpolitischen Sitzung zusammentrifft, wird sich zeigen, welchen Weg EZB-Präsident Mario Draghi und seine Ratskollegen angesichts der Herausforderungen beschreiten werden. Ein Blick auf aktuelle Daten und Zahlen zeigt, dass Europa auch Anfang 2015 noch nicht die erhoffte wirtschaftliche Entwicklung zeigt.

Inflation: Der Verfall der Ölpreise hat die Preise in Deutschland so langsam wie seit fünf Jahren nicht mehr steigen lassen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sank die Inflation im Gesamtjahr 2014 auf 0,9 Prozent. Im Dezember hat der Preisrutsch beim Erdöl den Preisauftrieb deutlich verlangsamt – die Inflationsrate ging auf 0,2 Prozent zurück. In Gesamteuropa ist die Rate noch niedriger, hier sind die Preise erstmals seit dem Krisenjahr 2009 wieder gesunken, die Inflationsrate lag im Dezember bei minus 0,2 Prozent.

Arbeitsmarktdaten: Dass die Preise in Europa kaum mehr steigen, liegt an der schwachen Konjunktur, die weder durch den Export noch durch den privaten Konsum an Fahrt gewinnt. Die fehlende Kaufkraft liegt nicht zuletzt an der hohen Arbeitslosigkeit. Laut einer aktuellen Studie hat die Krise im Euroraum in den Jahren 2007 bis 2014 rund 3,8 Millionen Jobs gekostet. In Deutschland haben sich die Arbeitslosenzahlen allerdings positiv entwickelt.

Konjunktur: Die Wirtschaft hat zum Jahresende etwas zugelegt. Dennoch: Die Belebung ist schwach und kann selbst in Verbindung mit den auch im Dezember veröffentlichten, etwas besseren Konjunkturdaten nicht als Trendwende gesehen werden. Das spiegeln auch die Aktienmärkte wider, aus denen Anleger wieder vermehrt Gewinne mitnehmen. Der DAX ist in den vergangenen Wochen von über 10.000 Zählern auf rund 9.500 gefallen.

Währung: Grexit, wie der mögliche Austritt Griechenlands aus der Währungsunion genannt wird, und das schwache Wachstum haben die Gemeinschaftswährung Euro zu Jahresbeginn weiter unter Druck gesetzt. Der Euro fiel in der ersten Januarwoche auf den tiefsten Stand seit neun Jahren und notierte bei 1,19 US-Dollar.

Deutschland bleibt vor diesem Hintergrund bei den Investoren weiterhin attraktiv, hiesige Staatsanleihen und Pfandbriefe sind gefragt. Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen befinden sich dadurch im Fall und sind in der ersten Januarwoche unter die 0,5-Prozent-Marke gerutscht. Auch die zehnjährigen Pfandbriefrenditen liegen Anfang Januar bei unter 0,8 Prozent. Das anhaltende Zinstief bei Immobilienkrediten zeigt, wie entsprechend günstig Banken derzeit refinanzieren können. Die Zinssätze für zehnjährige Darlehen liegen bei Bestanbietern unter 1,5 Prozent. Die aktuelle Gemengelage aus schlechten Konjunkturdaten und dem Handlungsdruck der EZB, der sich durch die Bekanntgabe des Ankaufs von Staatsanleihen oder anderen geldpolitischen Maßnahmen entladen könnte, birgt Unsicherheiten. Als Zinsprognose 2015 ist allerdings zu erwarten, dass die Zinskonditionen bei Baugeld in den nächsten Wochen im historischen Kontext niedrig bleiben. Langfristig sind bei einer nachhaltigen Erholung der Konjunktur auch wieder Zinserhöhungen möglich.

Quelle: Zinsbericht der Interhyp AG vom 08.01.2015 zur Zinsentwicklung 2015

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