Zinskommentar: Inflation bleibt das Thema – Jetzt für Sicherheit sorgen

Wie jedes Mal, wenn die Börsen schwach gehen, sind die Investoren auch in den vergangenen zwei Wochen in sichere Staatsanleihen geflüchtet. Die Nachfrage hat die Zinsmärkte, die zuletzt kräftige Renditeanstiege zu verzeichnen hatten, vorerst stabilisiert. Die leichten Zinsrückgänge sollten jedoch nicht falsch interpretiert werden. Sie sind eine technische Reaktion nach einer mehrmonatigen Phase steigender Zinsen und kein Trendwechsel. Das dominante Thema für die Einschätzung der Zinsentwicklung bleiben die hohen Inflationsraten. Hier erwarten wir vorerst keine Entspannung. Die Juni-Zahlen zeigen mit 4,0% für Euroland und 3,3% für Deutschland eine weiter steigende Tendenz. In den USA hat sich der Preisanstieg sogar auf 5,0% beschleunigt. Die Produzentenpreise sind in Deutschland im Juni um 6,7% gestiegen. Das ist der höchste Zuwachs seit 26 Jahren und drückt die drastisch gestiegenen Rohstoffpreise aus. Damit wird auch immer deutlicher, dass die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem eingeschlagenen Kurs von Leitzinserhöhungen richtig liegt und im zweiten Halbjahr noch mit keiner Entspannung zu rechnen ist. Wir erwarten daher für September einen weiteren Zinsschritt der EZB um 0,25% nach oben. Je stärker sich die Meinung an den Zinsmärkten durchsetzt, dass der Preisdruck doch viel länger anhalten könnte, als vor dem Hintergrund einer Wachstumsabschwächung erwartet, desto größer wird auch der Aufwärtsdruck bei den langen Laufzeiten werden. Die aktuelle inverse Zinsstrukturkurve könnte sich dann rasch wieder als Übergangsmodell herausstellen, weil die Risikoprämien für lange Zinsbindungen ansteigen.

Wir empfehlen Baufinanzierungskunden daher, besonders Korrekturphasen wie jetzt konsequent zur Absicherung über lange Laufzeiten zu nutzen. Die Aufschläge für diese langen Laufzeiten sind derzeit gering. Das macht den Preis für Kalkulationssicherheit sehr attraktiv. Die 15- und 20-jährigen Konditionen bewegen sich nahe den 10-jährigen Zinsen und bieten daher Kunden die Möglichkeit, günstig für Kalkulationssicherheit zu sorgen. Da nach zehn Jahren ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht besteht, bleibt man trotzdem flexibel und kann bis zur Endfälligkeit spätere Zinsentwicklungen zum eigenen Vorteil nutzen. Die aktuell inverse Zinskurve bietet für Anschlussfinanzierer eine zusätzliche Chance. Die letzte ausgeprägte Phase einer Inversion der Zinskurve haben wir in Euroland Anfang der 90er Jahre gesehen. Damals allerdings auf einem viel höheren absoluten Zinsniveau von rund 9%. Solche Phasen sind immer nur ein Übergangsphänomen und die Vorteile sollten daher aktiv genutzt werden. Da viele große Anbieter vor diesem Hintergrund die Zinsaufschläge für Forward-Darlehen komplett gestrichen haben, ergeben sich für Anschlussfinanzierer ausgezeichnete Möglichkeiten, bereits bis zu fünf Jahre im Voraus ohne Aufschlag die aktuellen Zinsen festzuschreiben. Absicherung, die bisher je nach Vorlaufzeit bis zu 0,50% jährlich gekostet hat, ist also durch die Veränderung der Zinsstrukturkurve jetzt zum Nulltarif möglich!

Tendenz
kurzfristig: aufwärts
mittelfristig: aufwärts

Quelle: Interhyp Zinskommentar vom 18.07.2008

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