Kommentar zur Zinsentwicklung 2013 der Dr. Klein & Co AG

Mit der von vielen erwarteten Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang Juli von 1% auf 0,75% ist ein historisch niedriges Zinsniveau 2012 erreicht. Zusätzlich wurde der Zins für Übernachteinlagen der Geschäftsbanken auf 0% gesenkt und eine kurzfristige Kreditaufnahme für Banken ist seitdem zu einem Zinssatz von 1,5% möglich. Was will die EZB mit diesem Bündel an Maßnahmen für eine Nullzinspolitik erreichen? Zur Ankurbelung der Wirtschaft soll die Kreditvergabe ausgeweitet werden und zwar einerseits durch die erneute Verbilligung von Krediten und andererseits durch den Wegfall des Anreizes zum Parken von Liquidität bei der EZB. Ob diese Maßnahmen ihre Wirkung entfalten, muss sich erst noch zeigen. Zwar sind die kürzeren Baugeldzinsen seit den letzten Maßnahmen der EZB weiter gesunken, die langfristigen Baugeldzinsen hatten sich allerdings zwischenzeitlich leicht verteuert, da diese nicht direkt durch die Leitzinsen beeinflusst werden, sondern durch Angebot und Nachfrage am Anleihemarkt.

Da die Nachfrage nach sicheren deutschen Staatsanleihen unverändert hoch ist, konnte die Bundesregierung gerade Papiere mit zehn Jahren Laufzeit für lediglich 1,31% platzieren und profitiert damit von der Schwäche anderer Euroländer. Im Vergleich dazu müssen Spanien und Italien wesentlich mehr bezahlen: Die Verzinsung von italienischen Staatsanleihen gleicher Laufzeit liegt aktuell bei ca. 5%, da die Gläubiger hohe Risikoaufschläge verlangen.

Wie entwickeln sich die hoch verschuldeten Euroländer? Griechenland ächzt unter dem Druck der EU, da Löhne, Gehälter und Renten aktuell rapide sinken, eine weitere Erhöhung der Arbeitslosigkeit erwartet wird, die Wirtschaftsleistung bereits massiv eingebrochen und ein Ende noch nicht abzusehen ist. Deshalb will die Regierung in Athen die Sparmaßnahmen um zwei Jahre strecken. Die Ungeduld über die lahmenden Reformprogramme der Griechen wächst sowohl in Deutschland, als auch in der EU-Kommission, der EZB und dem Internationalem Währungsfonds (IWF). Kanzlerin Angela Merkel betonte, dass die Erfüllung der Vereinbarungen die notwendige Voraussetzung für die weitere Zusammenarbeit sei.
In Spanien wird an einem umfassenden Reformpaket gearbeitet, um das Haushaltsloch um 65 Milliarden zu verkleinern und die Defizitziele der Europäischen Union (EU) bis 2014 zu erreichen. Doch die vorgesehenen Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen scheinen offenbar nur bedingt Erfolg zu haben und bringen fast neun Milliarden Euro weniger als geplant. Zusätzlich zu den Sparmaßnahmen werden 100 Milliarden Euro aus dem Hilfsprogramm des europäischen Rettungsschirms nach Spanien fließen. Ob die geplanten Reformen ausreichen, um das Vertrauen der EU und der Märkte in das unter maroden Banken aufgrund der Folgen einer geplatzten Immobilienblase, steigender Arbeitslosigkeit, der hohen Verschuldung der privaten Haushalte leidende Land zurück zu gewinnen, muss sich erst noch zeigen.

Die Italiener sparen so stark wie lange nicht, aber trotz gewaltiger Steuererhöhungen, einer umfassenden Renten- und Arbeitsmarktreform und Diätenkürzungen wirken sich diese Maßnahmen nicht positiv auf die Zinsen für Italienische Staatsanleihen aus. Im Gegenteil, denn die Anstrengungen werden im Moment nicht von den Finanzmärkten honoriert: Die Kreditwürdigkeit Italiens wurde gerade von der US-Ratingagentur Moody’s ein weiteres Mal herabgestuft. Italiens Premier Mario Monti macht aktuell mit immer neuen Forderungen Druck bei der Euro-Rettung, um Angela Merkel zum Abweichen vom bisherigen Kurs zu veranlassen. Zunächst hatte er wochenlang auf Eurobonds gedrängt, dann setzte er sich für einen Schuldentilgungsfond ein und jetzt soll der Euro-Rettungsschirm Anleihen der Krisenstaaten ankaufen. Alles Maßnahmen, die von Berlin bisher abgelehnt werden. Finanzminister Wolfgang Schäuble kritisierte Monti deshalb auf dem Treffen der Euro-Finanzminister: „Wir brauchen nicht ständig neue Überlegungen in der Öffentlichkeit.“

Was bedeuten die Entwicklungen für Deutschland? Die EZB steht in der Eurozone vor der großen Herausforderung, Geldpolitik für die stark auseinander laufenden Konjunkturentwicklungen der 17 Mitgliedsstaaten betreiben zu müssen. Der einheitliche Leitzins ist für Länder mit einer starken Wirtschaft zu gering und für Länder mit einer kriselnden zu hoch. Leitzinssenkungen greifen im aktuellen Szenario nicht mehr und die kriselnden Länder müssen aufgrund der Unsicherheit und der negativen Erwartungen der Investoren hohe Risikoaufschläge zahlen. Um direkt Einfluss auf diese Aufschläge der verschuldeten Euroländer wie Spanien und Italien zu nehmen und diese zu reduzieren, wird von der EZB im Laufe des Jahres ein Programm zur Ausweitung der Ankäufe von Anleihen genau dieser Euroländer erwartet. Es ist davon auszugehen, dass Berlin auf Druck einiger europäischer Staaten seine bisherige ablehnende Haltung aufgeben und dass Deutschland insgesamt einen noch größeren Anteil zur Lösung der Eurokrise beisteuern muss.
Die Belastungen könnten so groß werden, dass die Kreditwürdigkeit Deutschlands zukünftig geringer eingeschätzt wird. Als Folge der beschriebenen Maßnahmen sind steigende Renditen für deutsche Staatsanleihen zu erwarten, was auch ein Ansteigen der langfristigen Baufinanzierungszinsen zur Folge haben wird.

Baufinanzierern empfehlen wir deshalb das aktuell sehr niedrige Zinsniveau 2012 zu nutzen und langfristige Planungssicherung mit einer festen monatlichen Rate zu schaffen. Durch lange bis sehr lange Zinsbindungen wie z. B. 30 Jahre in Kombination mit einer höheren Anfangstilgung oder einem Volltilgerdarlehen kann das Zinsänderungsrisiko nach Ablauf der ersten Zinsbindung minimiert werden. Als Zinssicherungsinstrument kann auch ein Bausparvertrag in die Finanzierung eingebracht werden. Laufen bestehende Darlehen in den nächsten zwei bis drei Jahren aus, so kann eine Sicherung des aktuellen Zinsniveaus durch ein Forwarddarlehen sinnvoll sein. Unsere erfahrenen Berater unterstützen Sie gerne bei der Ermittlung der optimalen Finanzierungsstruktur für Ihr persönliches Vorhaben!

Tendenz:
Kurzfristig: seitwärts schwankend
Langfristig: steigend

Quelle: Kommentar zur Zinsentwicklung 2013 der Dr. Klein Co. AG

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