Finanzkrise wirbelt Zinsen durcheinander

Die dramatische Zuspitzung der US-Bankenkrise in der vergangenen Woche hat zu einer Berg- und Talfahrt an den Kapitalmärkten geführt. Während sich die Aktienmärkte, getrieben durch hohen Verkaufsdruck, weltweit abwärts bewegten, hat die starke Nachfrage nach sicheren Staatsanleihen als Parkposition die Renditen sinken lassen. Erst mit der gestrigen Ankündigung der US-Notenbank (Fed) und des US-Finanzministers, an diesem Wochenende ein großes Sanierungspaket für die US-Finanzwirtschaft zu schnüren, ist es zu einer vorläufigen Beruhigung und damit auch zu einer Gegenbewegung an den Aktien- und Anleihemärkten gekommen. Schon in den vergangenen Tagen haben die Notenbanken weltweit dem Finanzsystem viel Liquidität zugeführt, um Banken mit Refinanzierungsmöglichkeiten auszustatten. Die Leitzinsen haben aber sowohl die Fed als auch die Europäische Zentralbank vorerst unverändert belassen. Inzwischen ist jedoch mittelfristig davon auszugehen, dass die noch vor kurzem befürchteten Leitzinserhöhungen nicht kommen werden. Die Konjunkturaussichten für 2009 haben sich in den letzten Wochen signifikant verschlechtert und auch die Rohstoff- und Energiepreise haben kräftig nach unten korrigiert. Aufgrund dieser Faktoren werden sowohl der direkte Preisdruck nachlassen als auch die Spielräume für Lohnerhöhungen geringer. Dies macht inflationstreibende Sekundäreffekte unwahrscheinlicher. Vor diesem Hintergrund steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir in 2009 Leitzinssenkungen sehen werden und auch der Spielraum bei den langfristigen Zinsen für Staatsanleihen nach oben mittelfristig beschränkt ist.

Da für Baufinanzierungskonditionen in Deutschland jedoch nicht die Bundesanleihen, sondern die Renditen von Pfandbriefen als Referenz gelten, ist für Finanzierungskunden besonders wichtig, wie sich die Risikoaufschläge dort entwickeln. Hier haben wir im Laufe der Woche eine Ausweitung gesehen. Daher ist davon auszugehen, dass mit den höheren Pfandbriefrenditen in den nächsten Tagen auch die Konditionen für Baugeld um 0,20 bis 0,30 Prozentpunkte ansteigen werden. Kunden sollten also ihre Finanzierungskonditionen sehr rasch festzurren. Anschlussfinanzierungskunden, die derzeit den Markt beobachten, sollten ganz kurzfristig diese Chance ergreifen. Die immer noch flache Zinskurve hält den Aufpreis für Kalkulationssicherheit über lange Laufzeiten vorerst gering. Zudem sollten Anschlussfinanzierer die aktuelle Phase, in der es Forward-Darlehen ohne Aufschlag gibt, rasch nutzen. Schon jetzt Zinssicherheit bis zu 5 Jahre im Voraus zum Nulltarif erlangen zu können, ist eine seltene Gelegenheit!

Tendenzkurzfristig: aufwärts
mittelfristig: seitwärts

Quelle: Kommentar zur Zinsentwicklung der Interhyp AG

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